
Jason Schreier von Bloomberg veröffentlichte einen exklusiven Bericht über EA, BioWare und die Entwicklung von Dragon Age: The Veilguard. Und wie die Entwickler schon inmitten der Produktion über den Tod der Franchise trauerten.
Für Electronic Arts war Dragon Age: The Veilguard ein Fehlschlag. Ein Großteil der Fans der Reihe sehen das ähnlich. Denn das Finale eines Storybogens, der sich über drei Spiele hinweg mühsam aufgebaut hatte, versank bei Dragon Age: The Veilguard im Nirwana. Zum Release bezeichnete man es als "Neuanfang" der Reihe, der aber nie wirklichen Schwung aufnehmen konnte.
Dabei sei noch zu Beginn zu sagen, dass Dragon Age: The Veilguard nicht nur schlecht abgeschnitten hat. Viele Elemente wurden unserer Meinung nach sogar sehr gut umgesetzt. Dazu zählt beispielweise der Charaktereditor, die vielzähligen Frisuren und Haarphysik, das Kampfsystem und das generelle Design des Spiels haben oder zählen durchaus zu den Stärken des Spiels. Es schwächelt jedoch genau da, wo man vor Jahren noch BioWares Stärken gesehen hat: In der Story, den Dialogen und den Persönlichkeiten der Charaktere - sowohl des Hauptcharakters als auch der Begleiter. Dass diese Probleme aufgetaucht sind ist dem Bericht von Schreier zufolge aber kein Wunder.
Dragon Age: The Veilguard ist Biowares zweites Mass Effect: Andromeda
Die Probleme von Veilguard sind vielzählig. Eines davon ist der stetige Wechsel des Spiels, hin vom Singleplayergame, wie die anderen Teile der Reihe konzipiert waren, sollte nun, ähnlich wie Anthem, ein Live-Service Game aus dem neusten Dragon Age gemacht werden. Aber Anthem scheiterte ebenso wie andere Spiele aus dieser Zeit genau an diesem Punkt. Live-Service Games sind selten gern gesehen, insbesondere wenn die Spielerbasis ein Singleplayergame erwartet.
Der 'Marvelartige' Ton sei dem Bericht nach kein falscher Eindruck der Spieler gewesen. Genau das sei der initiale Fokus gewesen: Ein Spiel mit 'schnippischen' Kommentaren und der Leichtigkeit eines Comics, die das eher düstere Dragon Age bisher nicht an den Tag gelegt hatte. Ganz im Gegenteil. Dem damaligen Entwicklerteam, dass bereits seit 2017 daran arbeitete aus Dragon Age ein Live Service Game zu machen, sei 2020 gesagt worden, dass das Spiel die Richtung ändere, woraufhin sich das ehemalige Entwicklerteam kollektiv betrank und den Tod der Franchise vorab betrauerte.
Umstrukturierungen & Tonalitätsprobleme
Aus dem Live Service Game wurde schließlich auch nichts und das Projekt wieder über den Haufen geworfen. Allerdings, so der Bericht, übermittelte EA dem Team man solle das überholte Veilguard innerhalb von 1 1/2 Jahren fertigstellen und dies sei zu bewerkstelligen, weil man aus dem Live Service Game einiges recyceln könne. Hierbei wundert dann nichtmehr, weshalb das Spiel am Ende diese Art von Artstyle erhielt.
Das Problem mit der unterschiedlichen Tonalität zu den Vorgängern sollte auch auf die Schnelle behoben werden. Während das, was heute Veilguard ist, lange garkeine oder nur wenig mögliche Entscheidungen für den Spieler enthielt, fehlte es Dragon Age auch stark an Ernsthaftigkeit und Dramatik. Diese sollte nun unter Zwang ins Spiel gequetscht werden, was letztlich erklärt, weshalb der Sprung zwischen fröhlichen und traurigen oder dramatischen und ulkigen Szenen oft wahnsinnig hart daherkommt. Nachträglich hinzugefügte Entscheidungen wie "Welche Stadt willst du retten? Tevinter oder Antiva?" haben keine wirkliche Tiefe und spielen am Ende auch nur bedingt eine Rolle. Was sich wie in die Story hineingedrückt anfühlte, war auch genau das: In letzter Minute eingebaut. Sogar erste Alpha-Tester bemängelten die geringe Tiefe bei Entscheidungen und Konsequenzen.
Das Mass Effect-Team
Um dem Zeitproblem Herr zu werden, entschieden sich EA dazu, das Team von Mass Effect helfen zu lassen. Sie sollten dem Dragon Age-Team unter die Arme greifen, aber schon früh zeichneten sich Spannungen zwischen den beiden Teams ab. Beide seien andauernd unterschiedlich behandelt worden und der finanzielle sowie unterstützende Fokus lag scheinbar immer mehr auf dem Mass Effect-Team. So erhielt das Dragon Age-Team teilweise Absagen für notwendige Mittel, die dem Mass Effect-Team umstandslos zugewiesen wurden. Trotz dessen, dass Dragon Age sich insgesamt besser verkaufte als Mass Effect, hielt man die Space Opera immer höher als das Fantasy Epos.
Bloomberg schreibt (übersetzt): "Die Entwickler von BioWare scherzen gerne, dass die Dragon Age-Crew wie ein Piratenschiff war, das umherirrte und manchmal vom Kurs abkam, aber schließlich den Hafen erreichte. Im Gegensatz dazu wurde die Mass Effect-Gruppe in Anlehnung an das Star Trek-Schiff USS Enterprise genannt, weil die Befehle direkt von oben gegeben und rigoros ausgeführt wurden."
Diese Ungleichheiten taten weder der Moral, noch den einzelnen Teams, aber schon garnicht der Entwicklung von Dragon Age gut.
David Gaider sieht EA als Problem
Der damalige Lead Writer David Gaider betonte schon vor einer Weile die bereits lange schwindende Unabhängigkeit von BioWare unter EA, die sich seit Jahren abzeichnete. Teilweise auch schon vor der Entwicklung von Dragon Age: The Veilguard.
Weiterführende Links:- Diskutiere mit uns im Forum
- Bloomberg: Inside the 'Dragon Age' Debacle That Gutted EA's BioWare Studio